June 24 – Die Unken haben gerufen, und was ist geschehen? “The best world cup ever”, meinte ein ITV Sportskommentator. “Die besten Fussballspiele seit Jahrzehnten”, meinte ein anderer Kollege aus deutschen Landen. “Korruption aller Orten”, heisst es allerdings in einschlägigen Kreisen.
Die FIFA soll also nicht bloss Fussball organisieren, behüte! Sie soll sich um soziale Anliegen und um soziale Gerechtigkeit kümmern, soll das lösen, was korrupte Regierungen von links nach rechts offensichtlich nicht zu lösen vermögen.
Oder wie meinen?
Da ist also mal die gute Dilma Rousseff, die ja eigentlich recht schön in das verhedderte Weltbild jener passt, die allesamt von Volllinks rüberrutschten. Eine bestandene Kommunistin, eine revolutionäre Kämpferin, eine, die aus dem Volk kam, um dem Volk zu beweisen, dass mit ihrer Philosophie nun wirklich alles besser kommen würde. Na ja. Zum Amtsantritt flogen denn auch gleich mal 7, 8 Minister aus ihren Ämtern, schmutzige Kämpen wurden eliminiert, alles sollte besser werden, sagte sie.
Und dann was?
Geändert hat sich tatsächlich vieles: nebst den 2 Milliarden Dollar, welche die FIFA für die WM aufhustete (was keiner wahrhaben will, weil es nicht ins verbrämte Schlagzeilenkorsett passt), schob die Regierungsarde der Lula-Rousseffs noch flink weitere 13 Milliarden in ein Loch, das sie, die brasilianische Regierung, gebuddelt hatte.
Ohne Zwang, ohne Diktat, ohne nix. Man wollte die WM aller WMs hinlegen, gleich mal mit 12 Stadien prassen (wo doch deren 8, so FIFA, durchaus gereicht hätten), der Welt belegen, wie gut eine linke Truppe Weltsportpolitk machen kann. Jawoll!
Gelungen ist das wohl eher nicht, bedenkt man die Demos, die da allenthalben stattfinden mussten (im Vorfeld, versteht sich, damit’s denn jeder sehen möge). Von Polizeigewalt war da auch die Rede (wie wenn der US/NSA Klassenfeind zum Beipiel, die eigenen Protestierer nicht regelmässig mit gelber Säure ins Gesicht zu sprayen pflegte, ganz zu schweigen von Guantanamo, einer überwiegend schwarzen Gefängnisbevölkerung, einer totalen Verarmung von Städten wie Detroit, einem völlig kaputten Sozialsystem und vielem weiteren mehr), von überharten Massnahmen, von Brutalität und dergleichen mehr. Das wird so alles stimmen. Fakt.
Idee: wenn man sich mal paar Youtube Seiten ansieht, findet die dreckigste Polizeigewalt wohl eher in den USA, Europa, Asien und Nordafrika – sprich überall statt.
Brasilien ist nicht Ausnahme, Brasilien ist lediglich Beispiel für die globale Verrohung und Militarisierung der Polizei.
Überall. Sei es bei uns in Deutschland, der netten Schweiz, in Paris oder Marseille, Milano oder Rom: vom Balkan ganz zu schweigen. Und die Türkei gilt es in dieser Hinsicht wohl ganz abzuschreiben. Gleich nach Ägypten, wo nach Monaten von Demonstrationen eines wirklich erreicht wurde: nichts. Hunderte starben für eine “neue Freiheit”, die da kommen sollte, und gekommen ist einmal mehr das US-subventionierte Militär, das es ja schon richten würde. Na denn, wohl bekomm’s (meinte unlängst auch Herr Sikorski).
Und erstaunlicherweise findet all das ganz ohne Fussball statt.
Gut, in England, wo gerade ein Mammut-Prozess gegen eine komplett korrupte Polizei läuft, welche für das horrende Fussball Desaster in Hillsborough verantwortlich zeichnet und erst nach Jahrzehnten der Verleumdung und der Korruption endlich an die Kandarre genommen wird.
Kaum zu glauben dass Massendemos aller Orten ausbrechen, ohne dass es WM wäre.
Erschütternd zu sehen, dass weltweit protestiert wird, obwohl kein Fussball gespielt wird.
Fast schon ungeheuerlich, dass irgendeine Demo eskaliert, ohne das Einwirken der FIFA, aber sehr wohl als Resultat des Einwirkens von menschenverachtender Politik, totalitärem Unternehmertum à la Monsanto und schmutzigen Bankern, die erstmal eine 3-Milliarden Strafe einheimsen, um dann 800 Millionen von der selben Steuer abzusetzen, die sie erst vor ein paar Jahren vor dem Ruin rettete.
Eigentlich ist das alles sehr sonderbar:
Es ist WM und alle gehen hin.
Obwohl wir landein landaus gelesen hatten, dass der Volkszorn gerade diese WM kaputtschlagen würde, denn die FIFA sei schliesslich schuld daran, dass in Brasilien keine Schulen gebaut würden, dass es keine Spitäler gebe, dass von sozialer Gleichheit und Gerechtgkeit nur geträumt werden könne, dass alles, aber nun gar alles kaputt sei, weil das Geld fehle, das diese verdammte FIFA geklaut habe.
Wie meinen? Wirklich?
Lula hinterliess Tante Dilma ein BRICS-Land erster Güte. Wachstum, Bedeutung und eine aufregende Zukunft schienen gesichert. Brasilien war auf dem besten Wege, Weltmacht zu werden. Und dann das!
Da kommt eine FIFA und raubt ein Land aus! Klaut alles, bis zur totalen Verarmung einer ganzen Nation!
Nur, etwas gar hohl tönt diese Behauptung dann, wenn man das Bruttoinland-produkt Brasiliens anschaut:
2013 waren es Zwei Tausend Zwei Hundert Milliarden Dollar (2’200’000’000’000)
So.
Wenn alles gut geht (für die FIFA), erwirtschaftet diese korrupte, furchterregende und schändliche Organisation womöglich:
Einnahmen in Höhe von 0.09% dieses Bruttoinlandproduktes
(um dann rund 80% dieser Einnahmen weltweit zu verteilen. Pfui Daibi, sog-i!)
Aber eines ist klar: es sind genau diese 0.09% des Bruttoinlandproduktes, die für alles verantwortlich sind:
Für fehlende Spitäler.
Für fehlende Schulen.
Für Arbeitslosigkeit.
Für Kriminalität.
Für Korruption aller Orten.
Für ein Staassystem einer regierenden Nomenklatur, die zwar brilliante Lippenbekenntnisse von sich würgt, für das eigene Volk allerdings von den Zwei Tausend Zwei Hundert Milliarden, die es –das Volk! – erwirtschaftet hat, offensichtlich nichts liefert.
Und deshalb: die FIFA ist schuld. Nur sie.
Denn Dilma kommt ja linksgstrickt daher – daran – an ihr – kann es denn auch (schon aus Prinzip) nicht liegen!
Oder wie meinen?
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